Gerade in der Ruhe des Waldes gehören die einzelnen Vogelstimmen, die sich wiederum zu einem großen Konzert vereinen, zu den wundervollsten Naturereignissen. Bereits vor der Morgendämmerung beginnen die ersten Vogelarten mit ihrem Gesang. Im Laufe eines Tages kommen immer weitere unterschiedliche Gesänge dazu. Viele Vogelarten lassen sich daher in strukturreichen und extensiv bewirtschafteten Wäldern hervorragend beobachten.
Warum die Vogelbeobachtung im Wald schwieriger ist
Wer Vögel im Wald beobachten und fotografieren will braucht vor allem Ruhe, Geduld, viel Zeit und die nötige Ausrüstung. Dazu zählen Fernglas, eine Kamera mit großem Objektiv, minimum 300 besser 500 mm Brennweite, eventuell auch ein Spektiv und Tarnzelt.
Waldvögel hört man eher bevor man sie sieht. Manchmal sieht man sie auch gar nicht. Man starrt in die Luft, man sieht nicht ein Vogel. Da kann man sich noch so sehr bemühen, man schaut noch oben an den Bäumen hinauf, immer wieder und welchen Vogel entdeckt man? Keinen! Vielen Waldbesuchern ist es auch nicht möglich, die Vogelstimmen zu erkennen bzw. einem bestimmten Vogel zuzuordnen. Diejenigen wissen erst recht nicht, welcher Vogel sie gerade mit seinem Gesang erfreut.
Man muss die Vogelstimmen erkennen, bevor man den Vogel erkennen kann. Oft liefen wir Kilometer weit durch den Wald und starrten nur die Bäume an. Das ist harte Arbeit und Frust, das kann ich ihnen sagen. Gerade wenn man wie wir, sehr viel an Gewässer in Norddeutschland und an der Nord- und Ostseeküste unterwegs ist. Wir sehen erst die Vögel bevor wir Sie hören. Das ist auf jeden Fall einfacher.
Oftmals befinden sich die Vögel im Wald hoch oben in den Baumwipfeln und werden zudem durch ein dichtes Blätterdach verdeckt. Die geringere Vogeldichte im Wald ist ein weiterer und wesentlicher Faktor.
Der Wald ist ein perfekter Lebensraum für Spechtarten. Fast alle Spechtarten leben in den Wäldern. Dazu zählen Buntspecht, Mittelspecht, Kleinspecht, Dreizehenspecht, Schwarzspecht, Grünspecht und Grauspecht. Von weitem kann man sie schon hören. Wenn es tak, tak, tak macht, dann geht in der Umgebung ein Specht seiner alltäglichen Beschäftigung nach. Er befindet sich auf Futtersuche oder er sucht zur Brutzeit einen passenden Baum um ein Nest zu bauen. Der Specht ist ein guter Beweis dafür, dass man die Vögel zuerst hört, bevor man sie sieht.
Hier ein paar Tipps die die Vogelbeobachtung im Wald einfacher und erfolgreicher macht.
Lernen Sie, die Vogelstimmen zu erkennen
Wahrscheinlich ist dieser Tipp einer der wichtigsten überhaupt. Normalerweise hört man die Waldbewohner, bevor man sie sieht. Das hat den Vorteil, dass man sich den Ruf des Vogel besser einprägt, wenn man ein Bild von ihm vor Augen hat. Die meisten Menschen unter uns kennen von klein auf den Ruf des Kuckuck. Der Ruf klingt nämlich genauso wie sein Name. Der Kuckuck ist etwa taubengroß und sein Gefieder besteht aus verschiedenen Grautönen. Wer diesen Ruf kennt und den Vogel dazu gesehen hat, weiss dass er nach einen grauen taubengroßen Fleck suchen muss. Wenn sie einen Pirol hören, suchen sie nach einem gelbfarbenen Fleck.
Es gibt noch andere Möglichkeiten Vogelstimmen zu erkennen. Einen Fachmann zu Rate zu ziehen ist immer eine sehr gute Idee. Vogelstimmenwanderungen mit einem Ranger sind sehr aufschlußreich und interessant. Hier findet ein direkter Austausch mit dem Ranger statt, der die Vogelarten und ihre Rufe bzw. ihren Gesang erkennt und die Besonderheiten mit den „lernwilligen Vogelfreunden“ bespricht.
Vogelstimmen Apps z.B. vom NABU oder Webseiten im Internet sind eine andere Möglichkeit sich mit den Vögeln und ihren Gesängen zu beschäftigen.
Nehmen sie immer ein Fernglas mit
Wenn sie Vögel im Wald beobachten wollen, wird auf jeden Fall ein gutes Fernglas benötigt. Natürlich kann man lange Zeit damit verbringen, ohne Fernglas sich die Baumwipfel anzusehen. Man starrt einfach nur nach oben und zu was führt das, Nackenschmerzen. Keinen Vogel gesichtet aber dafür Schmerzen. Wenn man sich zum Kauf eines Fernglases entschließt, muss man sich vorab über die Leistung des Fernglases Gedanken machen. Nicht jedes Fernglas ist für alle Bereiche geeignet. Im Wald muss die Dunkelheit mit einbezogen werden. Das heißt, dass ein 8×42 oder 10×42 Fernglas zwar größer als ein kompaktes Modell ist, aber bei schlechtern Lichtverhältnissen sind sie klar im Vorteil.
Tragen von Tarnkleidung
Tarnkleidung ist auf jeden Fall empfehlenswert und von Vorteil. Wenn sie keine Tarkleidung haben ziehen sie dunkle Kleidung an und nicht eine gelbe Hose mit roter Jacke. Wer sich einen Beobachtungsplatz zwischen Bäumen oder Büschen einrichtet und dazu Tarnkleidung trägt, fällt kaum noch auf. Wenn man sich noch dazu still verhält oder sich nur ganz langsam bewegt, wird feststellen, dass viele Vögel näher kommen.
Suchen Sie sich ein Vogel- Hotspot
Vögel im Wald können ganzjährig beobachtet werden. Im Frühjahr sind die Singvögel am aktivsten. Spechte sind das ganze Jahr über im Wald zu sehen. Die Vogelbeobachtung gelingt in den Monaten von Januar bis Anfang April besser, weil sich während dieser Zeit keine Blätter mehr an den Bäumen befinden. Im Herbst und im Winter trifft man auf Zeisige und Meisen, die in Gruppen durch den Wald fliegen. Manchmal kann man sich lange im Wald aufhalten ohne etwas bemerkenswertes zu sehen oder zu hören. Dann aber kann es ganz schnell gehen und man sieht plötzlich einen ganzen Schwarm Vögel. Im Laufe des Jahres besteht die Möglichkeit der Vogelbeobachtung folgender Arten wie z.B. Rotkehlchen, Baumläufer, Kleiber, Haubenmeise, Schwarzmeise, Wintergoldhähnchen, Heidelerche, Trauerschnäpper, Waldkauz, Baumpieper, Erlenzeisig, Rauhfußkauz, Hohltaube, Buntspecht, Mittelspecht, Kleinspecht, Schwarzspecht, Grünspecht, Grauspecht, Eulen, Eichelhäher und Kuckuck.
Früchtetragende Sträucher
Wenn im Herbst die Büsche in den Wäldern Früchte tragen, finden sich viele Vögel zu einem leckern Snack ein. Dazu zählen u.a. Blaumeise, Gartengrasmücke, Mönchsgrasmücke, Fichtenkreuzschnabel, Pirol, Amsel, Singdrossel, Waldlaubsänger.
Wasserstelle oder ein Bach
Auch Waldvögel benötigen Wasser zur pflege und zum trinken. Eine Wasserstelle an einem ruhigen Waldbach ist von Vorteil. Ein Versteck und ruhiges Verhalten ist nötig, damit die Vögel nicht aufgeschreckt werden. Dann heißt es nur noch abwarten, bis die Vögel kommen.
Nehmen Sie sich Zeit
In einem Waldgebiet wird man schnell feststellen, dass die meisten Vögel in der grünen Hölle nur schwer erkennbar sind. Vögel in einem Wald zu finden erfordert Geduld, Geduld und nochmals Geduld. Langsame Bewegungen sind von Vorteil. Bereit sein ist alles!
Das Verhalten eines Vogels gibt immer einen Hinweis auf seine Identifizierung. Die Beachtung der Verhaltensunterschiede kann helfen, eine korrekte Artenbestimmung vorzunehmen.
Wer die Vögel im Wald kennenlernen möchte, muss viel Zeit im Wald verbringen. Es gibt Tage an denen man nicht sehr viele Vögel zu Gesicht bekommt. An anderen Tagen stehen die Chancen besser und wenn es ganz gut läuft, kann man sogar neuen Arten begegnen.
Vogelbeobachtung im Wald ist harte Arbeit und bedeutet oftmals Frust.