Ganz anders als der zum Großteil unbemerkt verlaufende Kleinvogelzug verläuft der Zug der Wasservögel. Bevor man die größeren Vögel am Himmel sieht, hört man sie auch schon. Das imposante Himmelsspektakel tausender Wildgänse zieht von je her die Menschen in ihren Bann. Zweimal im Jahr ziehen Wildgänse zwischen ihrem Sommer- und ihrem Winterquartier hin und her. Dabei legt ein Zugvogel auf seinem langen und Kräfte zehrenden Flug etwa 6.000 Kilometer zurück.
Den Sommer über verbringen die meisten Wildgänse hoch im Norden und suchen zur Überwinterungszeit gemäßigtere Klimazonen auf. Zweimal im Jahr legen die Zugvögel daher den langen und äußerst anstrengenden Flug zurück. Ihre Brutgebiete befinden sich in Sibirien und von dort aus startet die Reise der Gänse in Richtung Süden. Ihre lange Flugroute führt sie über Osteuropa bis nach Deutschland.
Gerade in Norddeutschland lässt sich der Vogelzug in seinem ganzen Ausmaß beobachten. In meist größeren Trupps von bis zu mehreren hundert Individuen ziehen unterschiedliche arktische sowie skandinavische Gänse in ihre Wintergebiete die sich an der ost- und nordfriesischen Küste, der Küste Hollands, an Lippe, Elbe und Weser sowie am Niederrhein und der Region Dümmer befinden.
Flugbild der Wildgänse
Wildgänse sind keine Flugkünstler wie Kiebitze. Ihr gesamtes Flugverhalten ist ein anderes. Sie fliegen in einer V-förmigen Formation am Himmel wie Kraniche. Der Leitvogel der sich an der Spitze befindet, hat die meiste Erfahrung und die meiste Kraft. Er wird regelmäßig durch einen anderen Vogel abgelöst, damit dieser sich wieder erholen kann. Die anderen Gänse fliegen versetzt hinter ihrem „Vordermann“.
Da sie gerne und viel schnattern, hört man sie schon von weitem kommen. In Europa lassen sich regelmäßig sieben Gänsearten beobachten. Weltweit gibt es 15 unterschiedliche Gänsearten. Den Winter über verbringen sie gemeinsam in großen Trupps die aus mehreren hundert Tieren bestehen können.
Unsere Gänsearten
Kanadagänse, Ringelgänse und Nonnengänse gehören zu den Meeresgänsen, die sich gerne im Watt und auf den Salzwiesen an der Nordseeküste aufhalten. Im Binnenland hingegen trifft man in erster Linie auf Saatgänse, Graugänse, Blässgänse, Kurzschnabelgänse. Vereinzelt aber auch in Gewässernähe auf Nonnen- und Kanadagänse die oft auf abgeernteten Äckern und Wiesen anzutreffen sind. Die meisten Gänsearten brüten in der Arktis aber einige Exemplare brüten auch in Norddeutschland.
Da Gänse zu den sehr sozialen Tieren zählen und die einzelnen Familien Verbände bilden, bleiben sie über ein ganzes Gänseleben gesehen, beieinander. Befinden sie sich auf dem Vogelzug hört man unentwegt ihre Rufe, die als Soziallaute einzustufen sind. Ich bin noch da, signalisieren diese Rufe der Gruppe.
Bei dem Vogelzug in Deutschland werden Graugänse am häufigsten beobachtet. Der Kranich, der in der gleichen V-Formation fliegt wie die Gänse, ist der Großvogel der am häufigsten beobachtet wird. Tausende Birder machen sich jedes Jahr auf den Weg um den „Vogel des Glücks“ ausgiebig zu betrachten. Die größten Schwärme bei den Singvögeln werden von Star und Buchfink gebildet.