Erkennungsmerkmale / Aussehen
Charakteristisch für den Großen Brachvogel (Numenius arquata) ist sein Schnabel. Dieser ist lang nach unten gebogen. Der Vogel hat eine Größe von 48 bis 57 cm und ist somit in Europa der größte Vertreter der Watvögel. Er ist unter den Brachvögeln der häufigste vorkommende in Europa. Seine langen Beine stechen ebenfalls hervor. Die Farbe seines Gefieders ist überwiegend braun mit Sprenkelungen. Der Bürzel leuchtet in Weiß. Im Flug ist ein weißer Rückenkeil erkennbar. Ebenso sieht man dunkle Handschwingen. Er wiegt zwischen 600 und 1000 g. 80 bis 100 cm beträgt die Flügelspannweite. Das Weibchen ist größer als das Männchen mit einem noch stärkeren gekrümmten Schnabel. Jungvögel im Daunenkleid sind auf der Körperoberseite hell rostbraun bis rahmfarben. Zudem ist eine schwarzbraune Zeichnung zu erkennen. Auch die Unterseite erstrahlt rahmfarben mit einer etwas dunkleren Brust. Bis zum Nacken verläuft ein dunkler Augenstreif. Auch ab dem Nacken aus verläuft ein dunkler und schmaler Streif. Dieser gabelt sich auf dem Mantel in zwei breitere Streifen. Ein unregelmäßiger ringförmiger Fleck befindet sich auf dem hinteren Rücken. Dieser Fleck schließt einen helleren Fleck ein. Anfangs ist der Schnabel kurz. Bei flügge werdenden Jungvögeln ist er bereits leicht gebogen und etwas länger. Blässlich grau sind die Beine mit dunklen Krallen.
Fortpflanzung und Entwicklung
Die Küken gehören zu den Nestflüchtern. Sobald ihre Daunen getrocknet sind, verlassen sie das Nest. In den ersten Tagen werden sie von beiden Elternteilen geführt. Später übernimmt das Männchen diesen Part komplett. Sie sind auf eine nicht zu hohe Vegetation angewiesen, da sie sich in höherem Gras nicht fortbewegen könnten und sie somit verhungern würden. Flügge sind die Jungtiere mit fünf bis sechs Wochen.
Brutzeit
Der große Brachvogel brütet in Gebieten die sich über weite Teile Nord-, Ost- und Mitteleuropa erstreckt. Er bevorzugt dort Moore, Feuchtwiesen und Dünen als Brutgebiet. Auf störungsarmen Weiden lässt er sich auch nieder. Er gehört zu den Bodenbrütern. So besteht das Nest aus einer Mulde auf dem Boden. Dieses wird nur spärlich ausgepolstert mit altem und zum Teil getrocknetem Gras oder Moos aus der unmittelbaren Umgebung. Das Männchen legt die Nistmulden an. Manchmal scharrt er sogar mehrere Mulden für das Weibchen, welches sich die geeignetste aussucht. Ende April beginnt die Brutperiode. Diese hält bis Anfang Mai an. In der Regel besteht das Gelege aus vier Eiern. In seltenen Fällen sind es drei oder auch fünf Eier. Sie haben eine ovale bis kugelförmige Form. Die Schale ist glatt und schwach glänzend. Gefärbt sind die Eier in ein hellgrün bis olivgrün mit dunklen kleineren Flecken. Gewöhnlich beträgt der Legeabstand zwei Tage. Männchen und Weibchen brüten abwechselnd, wobei das Weibchen einen größeren Teil brütet.
Lebensweise & Verbreitung
Zum Rasten fliegt der große Brachvogel Wiesen und Flachwasserzonen von Seen an. Er mag ebenfalls die Küste und die Nähe zu überfluteten Äckern. 1982 war der große Brachvogel Vogel des Jahres. Heute ist er in Deutschland vom Aussterben bedroht. Er hat ein riesiges Verbreitungsgebiet. Dieses reicht im Osten von Baikalsee bis nach Kasachstan. Im Westen reicht es von Island bis zu den Alpen. Man findet ihn auch am Nordrand des innerasiatischen Hochlandes im Südosten.
Ernährung
Der große Brachvogel ernährt sich vor allem von Insekten und deren Larven. Ebenfalls auf dem Speiseplan stehen andere Kleintiere wie Würmer oder Schnecken und auch Krebstiere. Amphibien, Fische und Reptilien frisst er auch ab und an.
Zugverhalten
Zu den Kurzstreckenziehern oder Standvögeln zählen vor allem die europäischen Populationen des Großen Brachvogels. Eines der Überwinterungsquartiere liegt zum Beispiel an Europas westlichen Mittelmeerküste. Er ist als regelmäßiger Durchzügler und Rastvogel in Deutschland zu sehen. Gebietsweise überwintert er auch dort. Die Population der in Irland und Großbritannien brütenden großen Brachvögel sind zum großen Teil Standvögel. Im Juni zieht der große Teil der nordeuropäischen Population in südwestlicher Richtung. Sie lassen sich an der Küste Großbritanniens, Marokko, Mauretanien und Dänemark bis Iberien nieder. Durchzügler und Wintergast im Wattenmeer regelmäßig bis zu 90.000 Vögel.