Der Kiebitz ist ein Vogel aus der Familie der Regenpfeifer und wird auch als Watvogel bezeichnet. Typischerweise brütet er in Marschwiesen, Weidelandschaften oder auf Vordeichwiesenflächen. Es handelt sich um einen sogenannten Bodenbrüter, dessen Eier vielerorts als eine wahre Delikatesse gelten. Heutzutage dürfen die Eier nicht mehr gesammelt werden, denn der Kiebitz gehört zu den bedrohten Vögeln und steht seit 2015 auf der internationalen Roten Liste für gefährdete Vogelarten.
Erkennungsmerkmale / Aussehen
Der Kiebitz ist taubengroß und erreicht eine Körperlänge von 28 bis 31 Zentimeter. Die Flügelspannweite liegt zwischen 70 und 80 Zentimeter. Die ausgewachsenen Vögel haben einen Mantel, der metallisch grün-grau schimmert und mit einem blau-violetten Schulterfleck versehen ist. Der Bauch strahlt in einem schönen Weiß und wird durch ein schwarzes Brustband unterbrochen. Grundsätzlich hat der Kiebitz einen weißen Kopf und eine schwarze Stirn. Die lange zweizipfige Haube ist auch unter dem Namen Holle bekannt. Angefangen beim schwarzen Schnabel verläuft eine schwarze Binde bis zum Hinterkopf unter dem Auge her.
Der Unterschied zwischen Männchen und Weibchen lässt sich nur an der Länge der Holle und anhand eines durchgehenden Kehlflecks erkennen. Der Kiebitz hat sehr kurze Beine, die eine Färbung von dunkelrot bis braun aufweisen. Eines haben beide Geschlechter aber gemeinsam, ihr Schlichtkleid ist Weiß und die Federn blass gelbbraun, die ein schuppenartiges Muster erzeugen. Das Brustkleid selber ist dabei deutlich länger als die Holle.
Fortpflanzung und Entwicklung
Nachdem das Männchen durch Balzflüge ein Weibchen gefunden hat, wird eine Nestmulde angelegt. In der Regel macht das Männchen direkt mehrere Nester, damit das Weibchen sich das beste Nest aussuchen kann. Dafür drückt das Männchen seinen Oberkörper ganz fest in den Boden und beginnt sich in kreisenden Bewegungen in den Boden zu drücken. Dadurch entsteht eine Kuhle, in die das Weibchen vier Eier legt. Nachdem die Küken geschlüpft sind, kümmern sich Männchen und Weibchen gleichermaßen um den Nachwuchs. Es handelt sich um Nestflüchter, denn schon direkt nach dem Schlupf verlassen die Küken das Nest. Die Küken werden noch etwa fünf Wochen betreut und sind dann bereits flügge.
Die Küken bleiben in der Regel immer in der Nähe des Nestes und suchen sich auch dort ein eigenes Nest. Es gibt nur wenige Jungtiere, die ein paar Kilometer entfernt leben. Das ist nur der Fall, wenn es dort bessere Nahrung gibt. In den ersten zehn Tagen nach dem Schlüpfen müssen die Küken noch gewärmt werden, denn erst danach entwickelt sich die Körpertemperaturregelung. Nach 35 Tagen sind die Küken flugfähig und komplett mit Federn versehen.
Aufgrund der Witterungseinflüsse schwankt der Bestand von Kiebitzen sehr stark. Kalte Winter und niederschlagsreiche Frühjahre haben dafür gesorgt, dass der Bestand sehr geschrumpft ist. Trotz dieser Tatsache stand der Vogel lange nicht auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten. Auf der ganzen Welt gibt es noch zwischen 5,2 und 10 Millionen Kiebitze, doch hat sich das seit 2015 deutlich geändert. Das bedeutet, dass die Vogelart heute auf der Roten Liste steht und zu den aussterbenden Vogelarten gehört.
Brutzeit
Die Kiebitze brüten in erster Linie in offenen, flachen Landschaften. Dort sind entweder gar keine Gräser oder nur sehr kurze Grashalme zu finden. Gern halten sie sich auf Wiesen und Weiden auf, aber auch am Gewässerrand, in Feuchtgebieten, Heiden und Mooren. Die Zugvögel brüten bei Bedarf auch auf Äckern und Feldern. Sie sind sehr standorttreu und monogam. Das bedeutet, wenn sich Männchen und Weibchen gefunden haben, dann bleiben sie ein Leben lang zusammen. In der Regel brüten die Kiebitze zweimal im Jahr und das meist am eigenen Geburtsort.
Die Brutzeit beginnt im März, wenn es nicht mehr friert. Schon direkt nach der Ankunft am Brutort beginnen sich Territorien zu bilden und die Männchen beginnen mit ihren Balzflügen. Sie machen akrobatische Flugmanöver und wirbeln durch die Luft, wobei die wummernde Geräusche abgeben. Durch dieses Verhalten beginnt das Weibchen sich für das Männchen zu interessieren und sucht sich einen passenden Partner aus. Danach muss sich das Männchen um das Nest kümmern. Nachdem die Eier in dem Nest liegen, beginnt die Brutzeit von 21 bis 28 Tagen. In dieser Zeit verteidigen Männchen und Weibchen das Nest vor Angriffen.
Lebensweise vom Kiebitz
Der Kiebitz zählt zu den Zugvögeln und wird in einigen Regionen auch als Strich- oder Standvogel bezeichnet. Großbritannien und Irland, sowie die Niederlande und Nordafrika, aber auch der Nahe Osten und Südwestasien, gehören zu den Überwinterungsgebieten vom Kiebitz. Standvögel sind die Kiebitze nur, wenn Sie außerhalb ihres Brutareals unterwegs sind, ansonsten sind sie Zugvögel bekannt. Sie beginnen teilweise schon im Spätsommer mit dem Zug, wobei die Hauptzugzeit allerdings im Herbst ist. Die größte Ansammlung von Kiebitzen lässt sich im August beobachten, wo sie einem Zug zu sehen sind. Insgesamt 46 Gebiete zählen in Westeuropa zu den Rastplätzen, wovon sich 22 in Deutschland befinden.
Ernährung
Der Kiebitz ernährt sich in erster Linie von Insekten und deren Larven, aber auch Würmer und andere wirbellose Tiere gehören auf den Ernährungsplan. Eine kleine Rolle spielen auch pflanzliche Stoffe, darum fressen die Vögel auch gelegentlich mal Samen. Kiebitze gelten als tag- und nachtaktiv, sodass das Fressverhalten sehr einseitig ist. Das bedeutet, dass einige Vögel nur am Tag ihre Nahrung aufnehmen, andere Kiebitze überwiegend aber in der Nacht nach Mahlzeiten suchen.
Tipps zur Vogelbeobachtung
Zu den wichtigsten Brut – und Rastplätzen zählen u.a. Drömling, Elbtal und Marschen in MV, Hellwegbörden, Fiener Bruch, Greifswalder Bodden, Havelländische Luch, Galenbecker See, Jadebusen, Dollart & Rheiderland, Dümmer sowie das Wattenmeer.