Erkennungsmerkmale / Aussehen
Die Rothalsgans (Branta ruficollis) hat einen runden Kopf mit einem kleinen kurzen schwarzen Schnabel. Der Hals ist kurz und kräftig dick. Rostrot gefärbt sind Brust und Kehle. Auffällig ist ein ebenfalls rostroter Fleck an der Seite des Kopfes. An Bauch und Rücken trennen weiße Abgrenzungen das rostrote vom schwarzen Gefieder. Ober- und Unterschwanz sind weiß. Die Flankenstreifen sind ebenfalls weiß. Sie hat schwarze Schwimmfüße mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen. Sie gehört zu den Meergänsen. Unter diesen ist sie die farblich bunteste Gans. Beide Geschlechter sehen sich sehr ähnlich. Sie haben eine Größe zwischen 54 und 60 cm mit einer Flügelspannweite von 110 – 125 cm. Besonders im Flug wirkt sie sehr schmalflüglig. Es sind zwei helle Flügelbinden deutlich zu erkennen. Jungtiere sind weniger kontrastreich gefärbt als adulte Tiere.
Fortpflanzung und Entwicklung
Männchen und Weibchen bleiben als Paar ein Leben lang zusammen, nachdem sie sich einmal gepaart haben. Der Rothalsgansnachwuchs gehört zu den Nestflüchtern. Sie verlassen schnell das Nest und können sich eigenständig ernähren. Nach dem Schlupf halten sich mehrere Familien in einem Verbund auf dem Wasser auf. Die Junggänse sind mit Abschluss der Vollmauser der adulten Tiere flügge. Doch auch nachdem die Jungtiere flügge geworden sind, hält die Teilmauser ihres Jugendkleides noch an.
Brutzeit und Brutverhalten
Die Brutzeit beginnt erst in der zweiten Junihälfte. Das ist für Gänse relativ spät. Gebrütet wird in kleinen Kolonien von 20 – 70 Tieren. Es konnte interessanter Weise beobachtet werden, dass Rothalsgänse oft in der Nähe von Falkennestern brüten oder aber auch von Großmöwenkolonien wie der Eismöwe oder Silbermöwe. Die Rothalsgans brütet aus bestimmten Gründen in der Nähe von Wanderfalken und Raufußbussard. Diese halten Raubvögel selbst von ihren Nestern und somit auch von den Nestern der Rothalsgans fern. Zum anderen vertreiben sie auch vehement Eindringlinge wie den Polarfuchs. Interessant zu beobachten ist, dass die Rothalsgans ihren Brutzyklus, an den der Falken angepasst hat. Das Weibchen gräbt eine Mulde an abgelegenen Stellen mit felsigem Untergrund. Die Mulde wird mit Gräsern und Moosen ausgepolstert. Das Weibchen legt 4-5 Eier, die es allein ausbrütet. Nach etwa 25 Tagen schlüpfen die Küken.
Lebensweise & Verbreitung
Der natürliche Lebensraum von Rothalsgänsen umfasst die Sümpfe der Tundra, sowie Flussmündungen. Salzmarsche, Ackerland und Weiden werden als Rastplatz bevorzugt. Um den 15. Juli herum beginnt bei den nicht brütenden Gänsen die Mauser. Einige Tage später auch die der brütenden Rothalsgänsen. Um den 20. August herum ist diese Vollmauser komplett abgeschlossen. Während der Zeit der Mauser sind die Rothalsgänse flugunfähig. In ihrem Winterquartier kann man einen strikten Tagesrhythmus der Rothalsgänse erkennen. Die ersten Schwärme fliegen noch vor Sonnenaufgang zur nächsten Süßwasserstelle, wobei sich der Abflug in der Regel über 40 bis 45 Minuten hinzieht. Mit dem Aufbruch des Hauptschwarmes ist der Abflug beendet. Der Hauptschwarm kann aus einigen tausend Rothalsgänsen bestehen. Unmittelbar nach dem Sonnenuntergang fliegen sie alle zurück zu ihren Übernachtungsplätzen.
Ernährung
Zur Nahrung zählen Gräser, besonders Queller. Es werden aber auch Mais und Weizen verzehrt. Insekten werden hingegen nur von den Jungvögeln gefressen.
Zugverhalten
Ab Herbst brechen Rothalsgänse zum Überwinterungsquartier auf. Dieses befindet sich in Zentralasien, bevorzugt Kasachstan, dem Südirak und Südosteuropa. Dort sind sie insbesondere an der westlichen Schwarzmeerküste zu finden. In Aserbaidschan sind ebenfalls einige wesentliche Übernachtungsplätze zu finden. Ein sehr kleiner Teil ist auch in einem Überwinterungsquartier in Griechenland anzufinden. Vereinzelt sieht man Tiere auch in Westeuropa. Dort kommen sie in Kombination mit Ringelgänsen vor. Sie gehören zu den Langstreckenziehern. Im Winterquartier kommen Rothalsgänse zu großen Schwärmen zusammen. Dort verfolgen sie einen strikten Tagesrhythmus. Dieser ist auf Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ausgerichtet. Sie tummeln sich am westlichen schwarzen Meer. Bevorzugt werden dort Weideplätze und Süßwasser. Für die Nacht sollte es ruhig sein. Im Frühling fliegen sie zurück in ihr Brutgebiet, welches in der europäischen Arktis liegt, vorwiegend Sibirien. Auf ihrer Durchreise im Frühling und Herbst können sie als seltener Gast auch, u.a. in Norddeutschland beobachtet werden.
Tipps zur Vogelbeobachtung
In Nordrhein-Westfalen ( u.a. Bislicher Inseln ) ist Sie regelmäßiger, aber sehr seltener Durchzügler.
In Niedersachsen – Im Tiefland regelmäßiger, aber seltener Brutvogel. Vornehmlich nördlich und südlich der Aller. Bestand 2005-2008: 20-25 Paare. Seltener Gast im Mündungsbereich der Elbe.
Rothalsgänse konnten bisher nur regelmmässig in Schleswig Holstein, an der Westküste und an der Unterelbe, beobachtet. Wo sie sich Gruppen von hunderten Nonnen- und Ringelgänsen, anschließen.