Montag, September 25, 2023
Steckbrief, Zugzeiten, Verbreitung, Bilder

Saatgans

Die Saatgans (Anser fabalis) gehört zur Gattung der Feldgänse (Anser). Sie sieht der Graugans (Anser anser) sehr ähnlich, ist mit einer Körperlänge von etwa 80cm, einem Gewicht von ca. 3,5kg und einer Spannweite von bis zu 165 cm auch in den Körpermaßen der Graugans fast gleich. Sieht man beide Arten jedoch zur gleichen Zeit in ihren Überwinterungsgebiete an der Nordseeküste, dann fallen die Unterschiede vor allem in der Färbung auf:

Erkennungsmerkmale / Aussehen

Die Saatgans ist am Kopf, Hals und Brustbereich dunkler gefärbt und hat einen höheren Anteil an Brauntönen, während die Graugans eher einheitlich grau gefärbt ist. Die Bauchseite der Saatgans ist hellbraun und geht in der hinteren Körperhälfte bis zum Schwanz in reines Weiß über. Saatgänse haben orange gefärbte Füße und schwarzbraune Augen.

Die Federn in den Flanken, an den Außenseiten der Flügel und in der Spitze des Schwanzes haben einen deutlich abgesetzten, schmalen Rand in Weiß. Die Saatgans sieht auch der Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus) ähnlich, die aber wesentlich kleiner bleibt und sich auch in der Schnabelform deutlich von der Saatgans unterscheidet.

Die Ganter der Saatgans sind etwas größer und mit durchschnittlich 3,8kg auch deutlich schwerer als die Weibchen mit 2,9kg.

Sie wird im deutschen Sprachraum Saatgans genannt, weil sie hier vor allem auf abgeernteten Getreidefeldern im Winter auf Nahrungssuche geht. Aber eigentlich müsste sie nach ihrem wissenschaftlichen Artnamen fabalis Bohnengans (im Englischen „bean goose“) genannt werden. Denn sie ernährt sich auch von Bohnensamen. Außerdem haben die adulten Saatgänse zu beiden Seiten der Schnabelbasis zwei kleine, bohnenförmige oder halbmondartige, weiße Streifen – ein weiteres Erkennungsmerkmal zumindest der europäischen Stammform Anser fabalis fabalis. Der Schnabel der Saatgans hat außerdem an den Seiten gezähnte Kanten und ist an der Basis und an der Schnabelspitze schwarz gefärbt mit einem orangen Querband dazwischen. Diese orange Marke kann je nach Unterart unterschiedlich breit sein.

Saat- und Bläßgänse kann man am besten im Flug voneinander unterscheiden. Die Blässgans hat im Brustbereich zahlreiche unregelmäßige, dunkle Querstreifen, die Saatgans dagegen eine durchgehend helle Bauchseite.

Regional wird die Saatgans auch vereinzelt Riedgans genannt. Auch an ihren Rufen lassen sich Graugans und Saatgans mit etwas Übung gut von einander unterscheiden: Die Saatgans gibt im Flug laut trompetend ein „Kajak, Kajak“ von sich, während die Graugans sich eher ein französisch-nasal klingendes, ebenfalls recht lautes „Ong, Ong“ bemerkbar macht.

Saatgänse werden durchschnittlich 10 bis 15, maximal 20 Jahre alt. Die Saatgans gilt zwar als nicht gefährdet. Ihr Bestand nimmt aber in vielen Populationen, besonders die Unterart der asiatischen Dickschnabelgans Anser fabalis serrirostris durch starke Bejagung und den Verlust an natürlichen Lebensräumen deutlich ab.

Fortpflanzung und Entwicklung

Saatgänse leben streng monogam und führen eine lebenslange Ehe. Auch wenn sie sich im Winter aus den Augen verlieren können, zur Brutzeit finden dann wieder die ursprüngliche Paare zusammen. Dann halten sie sich paarweise in lichten Nadelwäldern oder in der Strauchtundra auf. Saatgänse, die sich in der baumlosen Tundra aufhalten und dort im Sommer brüten, werden auch Tundragänse genannt; die Gänse, die ihre Brutgebiete in den Nadelwäldern haben, entsprechend Waldgänse. Saatgänse paaren sich im Wasser, meist schon im März oder April. Das Weibchen sucht einen Platz für das Nest aus, meist etwas geschützt unter Zweigen oder zwischen den Wurzeln eines größeren Baums. Der Ganter beteiligt sich auch nicht am Nestbau. Die Gans legt eine flache Mulde mit Grashalmen aus, die nach und nach während der Brutzeit mit Daunenfedern ausgepolstert wird.

Brutzeit

Die Brutzeit beginnt im südlichen Teil ihres Brutgebietes in Nordskandinavien bereits im Mai, weiter nordwärts erst Mitte Juni. Nur die Gans brütet die durchschnittlich 4 bis 6 Eier aus, während der Ganter in der Umgebung Wache schiebt; später beteiligt er sich auch nicht an der Aufzucht der Küken. Aber erst, wenn das letzte Ei gelegt ist, beginnt die Gans mit dem Brüten. Dadurch ist sichergestellt, dass nach 27 bis 29 Tagen alle Küken am gleichen Tag schlüpfen.

Die Gössel der Saatgans sind auf der Körperoberseite ähnlich wie die Küken der Graugans olivbraun gefärbt, in den Flanken aber grünlich-gelb und die Bauchseite ist weißlich. Ein dunklerer Streifen verläuft durch das Auge. Die Gössel sind wie bei fast allen Entenvögel Nestflüchter und verlassen bereits am 2.Tag ihr Nest und werden von beiden Eltern ans Wasser geführt, wo sie dann die frischen Ufer- und Sumpflanzen abweiden.

Die flügge gewordenen Jungvögel haben einen dunkelgrau gefärbten Schnabel mit einem deutlich helleren Nagel in hellem Rosa oder Cremeweiß. Die Jungvögel haben Daunenfedern in Olivbraun, in der Kopfregion außerdem mit schwarzen Streifen. Schnabel und Füße sind unauffällig grau gefärbt.

Zu den natürlichen Feinden der Saatgans in den nordischen Brutgebieten zählen Wolf und Polarfuchs, der Vielfraß (unsere größte europäische Marderart), Seeadler, Raub- und Großmöwen und die Schneeeule.

Im Alter von 2 Monaten beginnen die Jungvögel zu fliegen und ziehen dann bald mit ihren Eltern meerwärts. Später fliegen dann Alt- und Jungvögel zusammen Richtung Süden in ihre Winterquartiere. Sie kehren Jahr für Jahr zu den gleichen Überwinterungsplätzen zurück.

Meist bleiben die Jungvögel bis zur Brutzeit im nächsten Sommer bei ihrer Eltern, dann verlassen sie ihre Familie. Im Alter von 2 Jahren werden die Saatgänse geschlechtsreif.

Ernährung

In ihren nordischen Brutgebieten ernährt sich die Saatgans im Sommer vor allem von frischen Gräsern, Kräutern und Flechten, aber auch Wasserpflanzen aus den Seen, im Herbst besteht die Nahrung vor allem aus Rausch- und Moosbeeren und Bohnen. Die Seitenränder des Schnabels sind bei der Saatgans wie bereits erwähnt gezähnt, damit kann sie das Gras ausrupfen.

In den Winterquartieren lebt sie von Getreidekörnern auf den abgeernteten Feldern und der Wintersaat, aber auch von Gras, Kartoffeln und Wurzeln. Eine größere Schar von Saatgänsen kann dabei erhebliche Schäden an der Wintersaat auf den Feldern anrichten.

Schon in der Morgendämmerung oder kurz vor Sonnenaufgang fliegen die Saatgänse von ihren Schlafplätzen zu den Weideplätzen und Nahrungsgründen, wo sie noch bis nach Sonnenuntergang fressen, unterbrochen nur von einigen Pausen zum Ruhen oder Gefiederputzen.

Während die Altvögel der Saatgans rein vegetarisch leben, ernähren sich die Jungvögel neben Blüten und Pflanzenknospen auch von Insekten, Schnecken, kleineren Krebsen und Fischlaich.

Zugverhalten und Zugziele

Die folgende Karte legt nahe, dass es zwischen Skandinavien und Ostasien drei große Brutgebiete gibt und jeweils südlich davon drei Regionen gibt, in denen die Saatgänse überwintern. Die 3 Brutgebiete und ebenso die wesentlichen kleineren Überwinterregionen sind untereinander räumlich deutlich getrennt.

SanoAK: Alexander Kürthy, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Doch so einfach sind die Verhältnisse wohl doch nicht. Denn es gibt 5 Unterarten der Saatgans:

Anser fabalis fabalis brütet in der Region 1. Saatgänse aus diesem Brutgebiet überwintern an der deutschen Ostseeküste, in der Norddeutschen Tiefebene vom Niederrhein bis in die Niederlande. Kleinere Überwinterungsgebiete gibt es außerdem in Ost-England und im Südwesten Schottlands. Da die Winter aber zunehmend wärmer werden, überwintern diese Saatgänse oftmals weiter nördlich im Süden von Schweden und in Dänemark.

Brut- und Überwinterungsgebiete teilt sich die Waldsaatgans Anser fabalis fabalis stellenweise mit Anser fabalis rossicus, der Tundra-Saatgans – die die häufigste Unterart der Saatgans ist. Sie unterscheidet sich von der Stammform durch den kürzeren Hals und den dicken, kurzen Schnabel. Außerdem ist der dunkelbraun gefärbte Kopf deutlich farblich abgesetzt von dem graubraunen Hals. Während die Wald-Saatgans (A. fabalis fabalis) zahlenmäßig an den Rastplätzen und Überwinterungsgebiete in Mitteleuropa immer weiter zurückgeht, nehmen die Bestände der Tundra-Saatgans stark zu. Denn sie nutzen zunehmend die gefluteten Braunkohletagebaue in der Lausitz und im Nordwesten Sachsens als Rastplätze.

Wird es der Saatgans (Anser fabalis fablis) im Winter an der Nordseeküset zu kalt, dann zieht sie wieter südwestwärts bis zur Iberischen Halbinsel, manchmal sogar bis Marokko.

Die Johansen-Saatgans Anser fabalis johanseni brütet in der Region 2 zwischen Ural und Baikalsee sowohl in der Taiga als auch in der Strauchtundra Sibiriens. Sie zählt zum Typ Waldsaatgans.

Die Middendorffsche Saatgans Anser fabalis middendorffi brütet in der Region 3 östlich des Baikals in der sibirischen Taiga und zählt deshalb ebenfalls zum Typ Waldsaatgans. Diese Unterart überwintert in Südostasien, vor allem aber in China.

Die 5. Unterart, die Dickschnabel-Saatgans Anser fabalis serrirostris besiedelt die Brutgebiete im Nordosten Sibiriens in der Tundra vom Mündungsgebiet der Lena ostwärts bis in die Gegend von Anadyr, einer Hafenstadt an der Behringsee. Sie wird deshalb zu den Tundra-Saatgänsen gerechnet.

In den drei großen Brutgebieten 1 bis 3 leben Wald- und Tundra-Saatgänse geographisch weiträumig getrennt voneinander, sodass es keine Mischpopulationen gibt.

Auf ihren jährlich gleichbleibenden Zugrouten zwischen Brutgebiet und Winterquartier rasten die Saatgänse unterwegs und auch in ihren Winterquartieren in weiten, überschaubaren Ebenen, schlafen aber im Wasser schwimmend. Sind diese Gewässer im Winter zugefroren, dann schlafen sie auf dem Eis.

Die Schlafplätze in den Winterquartieren teilen sich die Saatgänse oft mit mit Bläss-, Grau- und Nonnengänsen, Enten und sogar mit Kranichen.

Tipps zur Vogelbeobachtung

Die Saatgänse ist ein reiner Wintergast bei uns, sie überwintern regelmäßig in Deutschland an Seen und größeren Flüssen. Sie bevorzugt Gebiete in den Niederlanden, am Niederrhein, in der norddeutschen Tiefebene, an der Nordseeküste und an der Ostseeküste.

Saatgänse in Schleswig Holstein kann man beobachten am Wardersee , am Schaalsee, an der Oberalsterniederung , an der Ostsee auf Fehmarn im Bereich des Wasservogelreservates Wallnau. An der Eider-Treene-Sorge-Niederung, auf Eiderstedt, an der Untereider und an der Unterelbe .

Schwerpunkte der Saatgans in Niedersachsen: Mittelelbe, Dollart und Emstal, daneben Dümmer und Steinhuder Meer.

Die Saatgans ist in NRW Zug- und Rastvogel, Rastplätzen gibt es in den VSG Unterer Niederrhein und Weseraue sowie an der Rur im Kreis Heinsberg.

In Mecklenburg-Vorpommern und im Norden Brandenburg überwintert ausschließlich fast der gesamte Waldsaatgans-Bestand Sibiriens.

Küste : Darß-Zingster Boddenkette,Rügen, Raum Greifswald, Raum Wolgast,Usedom, Raum Anklam, Conventer See, Breitling bei Rostock.

Binnenland: Galenbecker und Putzarer See, Varchentiner See, Malchiner See, Radener See, Schweriner See.

Schwerpunkte in Brandenburg: Untere Odertal Felder und Wiesen in den Bereichen Gartz, Schwedt-Berkholz-Criewen Vorwerk bis Flemsdorf-Schöneberg,

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