Montag, September 25, 2023
Flugrouten, Beobachtungen, Rastplätze

Wildgänse in Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen, spielen nordische Gänse wie die Blässgans, Saatgans und Weißwangengans eine bedeutende Rolle. Zusätzlich zu diesen Gänsearten gibt es auch während des gesamten Winterhalbjahres eine Zunahme von Populationen, insbesondere bei der Graugans, Kanadagans und Nilgans, sowie gelegentlich der selteneren Rostgans.

Beobachtungen von größeren Gänsetrupps beschränken sich längst nicht mehr nur auf die Regionen am Niederrhein oder an der Weser. Stattdessen sind sie in vielen Gebieten im Rheinischen und Westfälischen Tiefland zu sehen, insbesondere in Gebieten, in denen es sowohl Nahrungsflächen im Agrarland als auch geeignete Rast- und Schlafgewässer gibt.

In den Wintermonaten wurden in verschiedenen Zeiträumen insgesamt über 200.000 Gänse gezählt, wobei im Januar 2022 ein Höchststand von 283.500 Gänsevögeln erreicht wurde. Neben Blässgänsen umfasst diese Anzahl hauptsächlich andere nordische Zugvögel wie die Tundrasaatgans, Graugans und Weißwangengans. Es gibt auch beträchtliche Bestände von Arten, die in Nordrhein-Westfalen brüten, wie die Kanadagans, Graugans und Nilgans. Im deutschlandweiten Vergleich zeichnen sich die Bestände der Rostgans besonders durch ihre Größe aus.

Neben den häufigeren Arten sind auch mehrere Beobachtungen von seltenen Gänsearten wie der Rothalsgans und der Zwerggans erwähnenswert. Letztere Art hat in den letzten Jahren eine Tradition der Überwinterung an der Lippe in den Kreisen Soest, Hamm, Paderborn und Warendorfetabliert.

Aktuell zählen die vier Haupt-Rastregionen für nordische Gänse in Nordrhein-Westfalen die Gebiete „Niederrhein“, „Münsterland“, „Heinsberg“ und „Weser“ zu den wichtigsten. Zusätzlich gibt es weitere kleinere Rastgebiete, wie beispielsweise im nördlichen Kreis Wesel (Isselniederung, Wertherbruch), im südlichen Kreis Kleve, Coesfeld (Heubachwiesen Süd), im Kreis Steinfurt und in Borken (Amtsvenn und Hündfelder Moor) .

Gänsearten in Nordrhein Westfalen

Graugänse sind das ganze Jahr über in Nordrhein-Westfalen anzutreffen. Besonders häufig sind sie im Unteren Niederrhein und entlang der Weser anzutreffen, aber auch in Gebieten im Rheinland sowie an der Ruhr und Lippe sind sie gut vertreten. Bei den Gänsezählungen wurden in den vergangenen Jahren durchschnittlich etwa 17.000 Graugänse erfasst.

Das wichtigste Rastgebiet für die Weißwangengans befindet sich im Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“. Der geschätzte Winterbestand im gesamten Land liegt bei bis zu 5.000 Individuen (Stand 2015). Regelmäßige Brutvorkommen sind vor allem in den Vogelschutzgebieten „Unterer Niederrhein“, „Moore im Münsterland“ und „Weseraue“ zu finden. Die Gesamtzahl der Brutpaare wurde 2015 auf 50 bis 100 Paare geschätzt.

Die Weißwangengänse treffen ab Anfang November ein und erreichen ihre Höchstbestände (2020/2022) mit 10.000 bis 12.000 Individuen im Januar und Februar, um im März wieder abzureisen. Während des Überwinterns bevorzugen sie ausgedehnte, ruhige Grünlandflächen entlang großer Flussläufe. Diese störungsempfindlichen Vögel nutzen stehende Gewässer und ungestörte Uferabschnitte der Flüsse als Schlafplätze.

Die Blässgans brütet hauptsächlich in den Tundragebieten Nordrusslands. Diese Vögel erscheinen zwischen Anfang Oktober bis Anfang April, wobei die höchsten Überwinterungszahlen normalerweise im Dezember und Januar erreicht werden. Während der Überwinterung bevorzugt die Blässgans ausgedehnte und ruhige Grünland- und Ackerflächen entlang der Niederungen großer Flussläufe. Hauptsächlich ernähren sie sich von Grünlandflächen, gelegentlich nehmen sie auch Ackerflächen in geringem Maße in Anspruch. Als Schlafplätze suchen sie stehende Gewässer und ungestörte Uferabschnitte der Flüsse auf.

Das Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“ stellt das bedeutendste Rast- und Überwinterungsgebiet für die Blässgans dar. Im Niederrheinischen Tiefland werden während des Winterhalbjahres regelmäßig 120.000 bis 150.000 Individuen gezählt, mit gelegentlichen Höchstzahlen von bis zu 250.000 Gänsevögeln (Stand 2021). Zusätzlich überwintern auch bis zu 5.000 Blässgänse sowohl im Vogelschutzgebiet „Weseraue“ als auch in der Region Rur (Kreis Heinsberg). Des Weiteren sind Blässgänse in den Heubachwiesen im Kreis Coesfeld/Borken, den Rieselfeldern Münster sowie an der Lippe zu finden.

Die Monate Dezember und Januar sind üblicherweise die Zeiten, in denen die meisten Blässgänse in Nordrhein-Westfalen anzutreffen sind.

In Nordrhein-Westfalen trifft man die Saatgans als Zugvogel und Wintergast an. Die überwinternden Vögel stammen aus den Tundren Nordeuropas und Russlands. Sie erscheinen ab Oktober, haben ihre Höchstbestände im November und ziehen bis Ende Februar wieder ab. Während der Überwinterung bevorzugt die Saatgans, Acker- und Grünlandflächen entlang großer Flussläufe als ihre bevorzugten Nahrungsgebiet. Sie nutzen hauptsächlich abgeerntete Äcker (z.B. Rüben, Mais), während Grünlandflächen nur bis zu 50 % ihrer Nahrung ausmachen. Stehende Gewässer und ungestörte Uferabschnitte der Flüsse dienen ihnen als Schlafplätze.

Die bedeutendsten Rastvorkommen der Saatgans in Nordrhein-Westfalen befinden sich im Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“, wo im Winterhalbjahr mehr als 12.000 Individuen gezählt werden. Zusätzlich kommen über 1.000 Individuen im Vogelschutzgebiet „Weseraue“ und bis zu 6.000 Saatgänse in der Region Rur (Kreis Heinsberg) vor. Der Winterbestand wird landesweit auf bis zu 15.000 Individuen geschätzt (Stand 2015).

Das Hauptverbreitungsgebiet der Kanadagans liegt im Ballungsraum Ruhrgebiet, wo sie neben der Ruhraue mit ihren Stauseen auch viele Parkgewässer besiedelt. Weitere bedeutende Vorkommensgebiete sind entlang der Rheinschiene bei Köln, Düsseldorf-Krefeld und im Raum Münster. Lokal gibt es auch kleinere Vorkommen. Bisher sind der Untere Niederrhein zwischen Wesel und Emmerich sowie die Weseraue nördlich von Minden nur schwach besiedelt. Laut Zählungen in den Sommermonaten von 2020 bis 2022 beläuft sich der Bestand auf etwa 12.000 Individuen.

Weitere Gänsearten

Seit den 1970er-Jahren sind Rostgänse auch in Nordrhein-Westfalen als Brutvögel anzutreffen. Es handelt sich dabei um „Neozoen“, die aus menschlicher Obhut entkommen oder absichtlich ausgesetzt wurden. Über die letzten 25 Jahre hinweg haben die Rostgänse kontinuierlich zugenommen und erreichen bei den Rastvogelzählungen mittlerweile Höchstbestände von bis zu 400 Individuen. Insbesondere am Unteren Niederrhein konzentrieren sie sich, und dort wurden auch die größten Brutvorkommen in NRW beobachtet. Vereinzelt sind sie auch entlang der Flussabschnitte von Lippe und Ruhr anzutreffen, sowie punktuell in Gebieten wie den Rieselfeldern Münster.

Die Rostgänse zeigen eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und brüten in kleinen Kolonien in Bruthöhlen oder an Gebäudenischen, oft in der Nähe von Gewässern. Sie finden ihre Nistplätze in einer Vielfalt von Lebensräumen, darunter Flüsse, Altarme, Baggerseen, Regenrückhaltebecken und Feuerlöschteiche. Während des Winterhalbjahres sind Rostgänse hauptsächlich auf Gewässern mit Flachwasserzonen und Inseln zu finden, wobei sie auch auf Ackerflächen und seltener auf Grünland nach Nahrung suchen können.

Ab dem Jahreswechsel werden vermehrt Beobachtungen von Brandgänsen gemacht, was darauf hindeutet, dass es sich vor allem um heimische Brutvögel handelt, die im Spätwinter in ihre Brutgebiete zurückkehren. Brandgänse sind besonders am Unteren Niederrhein, in den Rieselfeldern Münster sowie an der Weser (Kreis Minden-Lübbecke) zu beobachten. Der Höchstbestand wurde mit 144 Brandgänsen (2022) gezählt.

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